von Matthias Walther

Um die hier gezeigten Texte und Arbeiten besser verstehen zu können, erläutere ich im Folgenden eine Reihe von Fachbegriffen.

Achsfolge

Bei Fahrzeugen wird der Begriff Antriebsachse verwendet. Das Gegenstück zur Treibachse und zur Kuppelachse ist die nicht angetriebene Laufachse.

Eine Dampflok hat gekuppelte Antriebsachsen. Diese werden vom Anfang der Lok beginnend bei A als Großbuchstabe gezählt. So ist eine Lokomotive mit vier gekuppelten Achsen ein D-Kuppler. Bei größeren Exemplaren können zu den Kuppelachsen auch Laufachsen hinzu kommen, die das Gewicht abfangen und den Lauf im Gleis verbessern. Eine Lok kann sowohl vor als nach den gekuppelten Rädern Laufachsen aufweisen. Laufachsen werden in Zahlen angegeben. In deutscher Sprache wird eine Lok mit drei gekuppelten Achsen in der Mitte, zwei Vorlaufachsen im Drehgestell, sowie einer Nachlaufachse somit als 2`C 1` bezeichnet. Der Großbuchstabe C steht für gekuppelte Achsen, dem Alphabet nach in diesem Falle also 3. Die zwei Vorlaufachsen sind mit Ziffern wie der 2 gekennzeichnet, die folgende Laufachse hinter den drei gekuppelten Achsen ist mit einer 1 bezeichnet. Der Apostroph steht für eine nicht feste, sondern bewegliche Einheit.

Meist erhielten häufige Achsfolgen auch einen hübschen Beinamen. Eine 2`C 1` ist eine Pazifik. Eine 2`D 1` wird als Mountain benannt. Diese Namensgebung wurde in den USA geprägt, womit sich auch einige Begriffe von dort ableiten. Folgend werden die in den Texten häufiger verwendeten Begriffe aufgelistet. Die Namen waren in den USA und Europa geläufig, die kursiven eher nur in den USA.

1`C 1`                Prärie

2`C 1`                Pacific/ Pazifik

1`C 2`                Adriatik (Österreich-Ungarn)

2`C 2`               Hudson/ Baltic

1`D                   Consolidation

1`D 1`.               Mikado

2`D 1`               Mountain

2`D 2`               Northern oder Niagara

1`D 2`               Berkshire

1`E                   Decapod

1`E 1`                Santa Fe

1`E 2`               Texas



Bei Dieselloks oder Elektroloks gilt grundsätzlich das gleiche Prinzip: Eine C`C` Diesellok ist beispielsweise eine durch zwei dreiachsige, bewegliche Drehgestelle angetriebene Lok. Werden die Achsen einzeln angetrieben, fügt man eine Null (klein geschrieben) hinzu. So bekommt man eine Co`Co`. Eine 1`Do 1` E-Lok wiederum ist folglich eine vierfach einzeln angetriebene Lok mit jeweils einer Laufachse an den Enden.

Eine Besonderheit stellt das bayerische Bezeichnungsprinzip dar: Hier erhalten die Lokomotiven einen vorangestellten Buchstaben. S steht für Schnellzuglok, P für Personen- und G für Güterzuglokomotiven. Eine S 3/6 ist laut Buchstabe S eine Schnellzuglok mit dreifacher Kupplung der Achsen und insgesamt sechs Achsen. Ausgesprochen wird das 3/6 wie bei einem Bruch, also drei-sechstel. Also wäre dies eine 2`C 1` oder eine 1`C 2`. Nicht entnehmen kann man dieser Bezeichnung jedoch die Reihenfolge der Lauf- und Treibachsen von Anfang bis Ende der Maschine.

Der Antrieb einer Dampflok erfolgt über Dampfzylinder. Über Treibstangen wird eine Achse angetrieben, die über eine Kuppelstange die weiteren Achsen mit antreibt. Dieser Antrieb erfolgt äußerlich sichtbar. Zusätzlich kann ein innerer Antrieb auf eine gekröpfte Achse erfolgen, was nicht direkt sichtbar ist. Seltener gibt es sogar nur inneren Antrieb, bei dem äußerlich keine Treib- und Kuppelstangen sichtbar sind. Den Bezeichnungen nicht entnehmbar ist, auf welcher Achse der Außen- wie Innenantrieb stattfindet, um dann auf die Kuppelachsen übertragen zu werden. Bei Turbinenloks ohne Zylinder erfolgt der Antrieb –ähnlich wie bei Stangendieselloks mit Getriebe– über eine Blindwelle.

Zwei Laufachsen sind meist in einem gemeinsamen Drehgestell verbunden. Ist eine Laufachse fahrtechnisch jedoch mit einer Antriebsachse verbunden, um die Laufeigenschaften zu optimieren, bezeichnet man dies als Krauss- Helmholtz-Gestell. Wird ein ganzes Drehgestell mit einer Antriebsachse verbunden, ist es ein Lotter-Gestell.

Betriebsstoffe

Grundsätzlich müssen bei Dampfloks Wasser und Kohle als Betriebsstoffe mitgeführt werden. Hat die Lokomotive einen angehängten kuppelbaren Tender, ist es eine Schlepptenderlok, führt sie die Vorräte seitlich des Kessels und/oder hinter dem Fahrerhaus mit, spricht man von einer Tenderlok. In Bayern wird eine solche Lok mit dem kleinen Zusatz t gekennzeichnet. So ist eine Pt 3/6 eine 1`C 2` oder -seltener- eine 2`C 1`Personenzugtenderlok. In späteren Jahren kam zum Antrieb durch Kohle auch Schweröl hinzu, dann spricht man von einer Ölfeuerung.

Zylinderantrieb

Der Antrieb von Dampflokomotiven erfolgt über mindestens zwei Zylinder über Heißdampfantrieb. Die Zylinder sind seitlich unterhalb der Rauchkammer, dem vorderen Ende des Kessels, angeordnet. Dies wird mit einem h für Heißdampf und einer 2 für die Zylinderanzahl gekennzeichnet. Bei einer Tenderlok kommt ein kleines t hinzu, also h2t. Einer 1`C 1`h2 Lok ist eine Maschine mit Zweizylinderheißdampfantrieb. Eine 1`C 2`h4v wäre eine Pazifik Type mit Vierzylinderheißdampfantrieb. Dieser Antrieb verfügt außer über zwei Außenzylinder auch über zwei weitere Innenzylinder, die eine gekröpfte Treibachse antreiben. Da diese vier Zylinder in ihrer Dampfströmung verbunden sind, setzt man am Ende ein kleines v für Verbundbauweise.

Lokomotiven mit zweifach gekuppelten, aber getrennten Antrieben heißen Duplex. Erfolgt der Antrieb gemeinsam über alle Zylinder im Verbund, spricht man von einer Malletlokomotive. Für kurvenreiche Bergstrecken entstand diese spezielle Bauart von Dampflokomotiven mit zweigeteiltem Triebwerk in Europa, fand aber in den USA die mit Abstand größte Verbreitung. Ein Beispiel wäre die Bauart 2`D`D 2`h4 des legendären Big Boy der Union Pacific Railroad. Diese Riesenlok hat zwei getrennte vierachsige Antriebe (erster ausschwenkbar), sowie jeweils zwei im Drehgestell zusammengefasste Laufachsen am Anfang und am Ende der Lok.

Diesellokomotiven- und Elektrolokomotiven

Bei den deutschen Bahnen werden Dieselloks meist mit einem V für Verbrennungsmotor gekennzeichnet.  Danach kommt eine Ordnungszahl, die in der Regel ein Zehntel der Motorenleistung angibt. Eine V 180 ist also eine Diesellok mit 1800 PS Leistung. Eine E-Lok wird mit einem E für Elektrolokomotive benannt. Deren Ordnungsnummern sind anderen Kriterien als der Betriebsleistung unterworfen. Triebzüge besitzen -je nach Antriebsart- ein nachgestelltes zusätzliches T. So ist ein VT ein Dieseltriebwagen, bei elektrischem Antrieb wird der Triebzug als ET bezeichnet.

Fabrikanten

Einige bekannte europäische Hersteller von Lokomotiven, die häufig genannt werden, sollen abschließend aufgeführt werden:

Krauss & Comp. und J.A. Maffei in München/ Borsig und Berliner Maschinenbau AG Schwartzkopff in Berlin/ Henschel in Kassel/ Hartmann in Chemnitz/ Maschinenfabrik Esslingen/ Schichau Werke in Elbing/ Krupp in Essen/ Skoda in Pilsen/ Floridsdorf in Wien/ Jung Jungenthal in Kirchen (Sieg)/ SLM Winterthur in der Schweiz/ VES-M Halle DDR Versuchsanstalt/ MaK Maschinenbau Kiel (Dieselloks)/ Babelsberg O&K bei Berlin/ Klöckner Humboldt Deutz in Köln (Dieselloks)/ AEG Berlin und Siemens in Berlin (fast nur E-Lokbau).