von Matthias Walther

Es waren bekannte politische Umstände des Jahres 1918, die die äußerst vielseitigen Strukturen der deutschen Länderbahnen samt innovativer differenzierender Bauphilosophien abrupt beendeten und so einige interessante Planungen abwürgten. Die Gründung der Reichsbahn unter preußischem Schwergewicht dominierte somit mit einem Programm zu Einheitslokomotiven, das aber auch den Nachbau einiger erfolgreicher Länderbahnbaureihen beinhaltete. Leider waren dabei kaum Neuentwicklungen vorgesehen, sondern meist verbesserte Nachbauten von Typen bis 1914. An einigen Beispielen soll aufgezeigt werden wie die Entwicklung hätte auch ausfallen können, wenn man auch Neubauten nach Länderbahnprinzipien zugelassen hätte. Die Planungen der Nord- und süddeutschen Länderbahnen sollen hier zusammengefasst werden, während den Bayern eine eigene Rubrik zugeordnet wurde.

Als Nachfolge der erfolgreichen S 10 Preußens wurde dort keine 2`C 1`Pazifik mehr eingeführt. Erst die 01 füllte diese Lücke ab 1925. Wie eine echte Preußenlok dieser Achsfolge aber ausgesehen hätte, zeigt diese von mir nach Vorlagen Walter Zeedens umgesetzte Ansicht. Eine Mountain der Achsfolge 2`D 1` wurde nach dem Erfolg der 02 Hochdrucklok 02 der Reichsbahn tatsächlich von Henschel für die französische PLM entworfen und gebaut. Mich interessierte, wie diese Lok für Preußen oder die Reichsbahn 1930 hätte ausfallen können, was in der unteren Abbildung dargestellt wird.

In Preußen entstanden beachtliche Tenderlokomotiven, wie die berühmte T 18 als 2`C 2` h2 bereits vor Kriegsausbruch 1914. Wie denn eine leistungsgesteigerte Tenderlok nach 1920 in Preußen ausgesehen hätte, soll mit dem Plan einer 1`C 2`Lok in Form der für Borsig eigentlich für Dänemark bestimmten Reihe Litra S gezeigt werden. Ein 1921 tatsächlich erwogener Borsig Plan einer großen 2`C 2`Tenderlok mit 1750mm Rädern wurde von mir in der unteren Ansicht ebenso umgesetzt.

Ein spezielles Projekt Adolf Wolffs von 1928, dem Schöpfer der DR-05, zeige ich auf als 1`D 2` Gebirgsschnellzugtenderlok für Schlesien, die dort auch in Konkurrenz zu neuen Elektroloks verwendet werden sollte. Wie weit planerisch die Größe von Tenderloks gesteigert wurde, zeigt das Projekt in folgender Abbildung als überschwere 1`F 2`Lok, die wiederum für Schlesien als Industriebahnmaschine für die Kohlereviere von Borsig angedacht war. Loks dieser Achsfolge entstanden später tatsächlich für Bulgarien.

Die württembergische Staatsbahn projektierte ab 1918 einen mächtigen Vierkuppler als Nachfolger der Pazifik Reihe C. Ich nenne ihn konsequenterweise Reihe D. Auch eine große Tenderlok als 2`C 2` zeige ich auf, die zwar nicht vorgesehen war, aber sehr ähnlich in schmalspuriger h4v Ausführung nach Java/ Indonesien ging. Der württembergischen C im Aussehen verwandte Schnellzuglok-Entwürfe entstanden auch in den Achsfolgen 1`C 1`h4v und 1`D 1`h4v bei der Maschinenfabrik Esslingen.

Mit der Badischen IV H erbaute J.A. Maffei 1918 die größte und stärkste Länderbahn Pazifiklok. Den Vorentwurf Maffeis sehen wir in erster Abbildung. Als Konkurrenzentwurf zum Münchner Projekt für Baden sandte auch die MF Esslingen Entwürfe, ganz im Stil der Württembergischen C von 1909. Die Eleganz dieses gelungenen Designs wird hierbei durch die 2100mm großen Treibräder und den hoch liegenden Kessel gegenüber der Württemberger C noch deutlich gesteigert. Hiermit wäre wohl neben der bayerischen S 3/6 die schönste 2`C 1`h4v Länderbahnlok entstanden.